Eva Romanski

Die Chakrenlehre

Chakren sind Energiezentren im menschlichen Körper, die nach der yogischen Philosophie entlang der Wirbelsäule (und darüber hinaus aufsteigend bis zur Schädeldecke) verortet werden:

Erstes Chakra: Wurzel-Chakra – Muladhara Chakra (Element Erde):   „Ich stehe mit beiden Beinen im Leben.“

Das muladhara Chakra befindet sich am unteren Ende der Wirbelsäule. Es steht für die Verwurzelung.

Ein ausgeglichenes Wurzel-Chakra sorgt für eine stabile Erdung und Vertrauen, schließlich auch für die Aufrichtung aus der Verwurzelung heraus. So kann eine Verbindung zwischen Erde und Himmel geschaffen werden, bspw. im Meditationssitz zwischen Steißbein und Schädeldecke, im Stand spüren wir die Verwurzelung in der Fußsohle. Denke hier an die drei Punkte, Großzehballen, Kleinzehballen und Ferse.

Wichtig ist das Aktivieren des Beckenbodens, das Setzen von mula-bandha. In der āsana-Praxis begegnet uns immer wieder dieses bandha, mit dem wir eine aufrichtende Wirkung spüren können. Auch in der feineren Energiearbeit wird mula-bandha uns helfen, unsere Energien im Körper nicht einfach „nach unten“ abfließen zu lassen.


Zweites Chakra: Sakral-Chakra – Svādhisthāna- Chakra (Element Wasser): „Ich werde vom Fluss des Lebens getragen.“

Dieses Chakra wird oberhalb des Beckenbodes im Beckenraum verortet.

Das Svādhisthāna-Chakra sorgt dafür, dass wir kreativ im Strom des Lebens mit fließen können. Es steht für Fortpflanzung, Sexualität, Kreativität und Lebensfreude.

Ein ausgeglichenes Svādhisthāna-Chakra sorgt dafür, dass wir mit den Veränderungen des Lebens gut mitgehen können, mit dem Puls des Lebens mitschwingen. In der Yogapraxis kann dies unterstützt werden durch Bewegungsflows (vinyasa-Yoga) und Betrachtung des Kommens und Gehens des Atems. Alles ist im Fluss.


Drittes Chakra: Nabel-Chakra – Manipura-Chakra: (Element Feuer) „Ich gestalte mein Leben.“

In der Bauchmitte, etwa auf Höhe des Nabels, befindet sich das gleichnamige Chakra: das Nabelchakra.

Das manipura-Chakra beherbergt unsere Willens- und Tatkraft, aber auch unser Machtstreben. Es sorgt für unser Ego, für unsere Durchsetzungskraft, für die Kraft, eigenmächtig und bewusst gestalten zu können. Wut, Ärger und ausgeprägter Egoismus sind die Schattenseiten eines unausgeglichenen manipura-Chakras. In der Yogapraxis können kraftfordernde Übungen Wut und Ärger in Kraft umwandeln. Das zugehörige Element Feuer steht im Yoga für die Kraft der Transformation. Atemübungen, wie bspw. kapālabhātī, wiederum können uns neue Energie und Kraft geben.  Drehhaltungen wirken ausgleichend auf dieses Chakra.


Viertes Chakra: Herz-Chakra – Anahata-Chakra: (Element Luft) „Ich lebe im Mitgefühl.“

Dieses Energiezentraum wird auf der Brustwirbelsäule auf Höhe des Herzens verortet.

Das Herzchakra steht für Mitgefühl und Verbundenheit. Hier ist das Bewusstsein verortet, dass das Leben in Resonanz steht mit sich selbst und der gesamten Umwelt. Während die unteren Chakren sich auf das eigene Ego beziehen, so reift hier das Bewusstsein heran, das Leben stets in Zusammenhang mit der Umwelt zu sehen. Hierzu gehört beispielsweise das selbstlose Handeln, ohne eine Gegenleistung zu erwarten; ebenso die Empathie. In der āsana-Praxis können wir mit Rückbeugen den Herzraum öffnen. Auch helfen uns Atemübungen  den Brustraum zu weiten und den Herzraum mit prāṇa (=Atem, Lebensenergie) zu versorgen.


Fünftes Chakra: Kehl-Chakra – vishuddha-Chakra (Element: Äther) „Ich kommuniziere achtsam.“

Das Kehlchakra wird im Bereich des Kehlkopfes verortet. Es beinhaltet die „sattvische“ Kommunikation: Gedanken und Gefühle werden klar im Sinne von wahrhaftig zum Ausdruck gebracht. Ebenso gehört das achtsame Zuhören hierzu.

Ein ausgeglichenes Kehlchakra verhindert das Lästern und Lügen.

Als zugeordnetes Tier sorgt der weiße Elefant, der nicht nur weiß, sondern auch weise ist, dafür, dass jegliche Kommunikation „vom Licht des Vollmondes“ gereinigt ist.

Das was sich im Herzraum ausbildet, kann nun achtsam und wahrhaftig zum Ausdruck gebracht werden und sich im Äther, im gesamten Raum, der uns umgibt, entfalten.


Sechstes Chakra: Das Dritte Auge – ajna-Chakra  „Ich erkenne.“ – Siebtes Chakra: Kronenchakra – sahasrara-Chakra

„Wenn wir über Kenntnisse hinausgegangen sind, werden wir Erkenntnis haben. Denken war der Helfer, Denken ist das Hindernis. Verwandle Denken in geordnete Intuition. Werde ganz Licht. Das ist Dein Ziel.“ (Sri Aurobindo, Kaskaden des Lichts)

Das ajna Chakra befindet sich an einem gedachten Punkt zwischen den Augenbrauen. Hier fließen die drei großen Energieströme (piṅgalā, iḍā  und suṣumnā), die ihren Ausgang im Wurzelchakra haben, wieder zusammen.

Es steht für höhere Erkenntnis.

Unsere Lebensenergie gelangt vom Wurzelchakra aus durch verschiedene Chakren die Wirbelsäule hinauf. Jedes Chakra beherbergt hierbei eigene Themen des Lebens und führt uns – im Idealfall- schließlich zur Selbsterkenntnis, zu der Erkenntnis, was sich hinter all den unmittelbar Wahrnehmbaren verbirgt.

Das Kronenchakra befindet sich oberhalb unseres Scheitels und führ zur höchsten Erkenntnis.

Diese beiden Chakren voneinander zu trennen, gestaltet sich schwierig, zumal diese Erkenntniszustände kaum noch mit Worten zu beschreiben sind.

Auf diesem Weg helfen Meditationstechniken, bspw. die Ich-Meditation (Wer bin ich?), wie sie in der Lehre des Advaita – Vedanta vermittelt wird. Dies führt uns direkt zum nächsten Wissenspunkt: Wer bin ich? – Ramana Maharshi und die Lehre des Advaita Vedanta